Sonntag, 18. Mai 2008

Hölderlin-Tagung in Bamberg

Ein Höhepunkt der abendländischen Kulturlandschaft: Die Hölderlin-Gesellschaft lädt vom 15. bis 18. Mai ein zu ihrer 31. Jahresversammlung in Bamberg.

Die Bamberger Uni ist eine Knarz-Uni, schön, altehrwürdig, mit knarzenden Holzböden. Teilnahme am Workshop "Hölderlins Leiden - Der poetische Prozess als Versuch der Selbstverständigung", gehalten von einem Bremer Psychotherapeuten, der allein anhand der schriftlichen Hinterlassenschaften eine Pathogenese nachzeichnet.

Auch Peter Härtling, der ehemalige Präsident der Hölderlin-Gesellschaft, ist da. Er fällt, nicht nur hier, immer wieder auf durch seine sehr menschlichen, aber in ihrer Klugheit und Scharfsicht mit dem oft kompetitiven Akademismus anderer Hölderlin-Experten mehr als mithaltenkönnenden Fragen und Anmerkungen. Was für ein netter, beeindruckender Mann. Der Psychotherapeut aus Bremen sieht exakt so aus, wie man sich einen Psychotherapeuten aus Bremen vorstellt. Silbernes Haar, Hornbrille, skalpellscharfer Geist, gestählt in der Analyse suizidaler Klienten.

Vor zwei Jahren traute ich mich, Peter Härtling beim Hölderlin-Treffen in Tübingen anzusprechen. Beweggrund war, dass ich über Umwege erfahren hatte, dass Peter Härtling in der Nachkriegszeit als Flüchtlingskind als erstes in ein Auffanglager in Wasseralfingen kam; Wasseralfingen, meine Geburtsstadt. Nein, er habe kaum noch Erinnerungen daran. Und: Nein, nochmals Wasseralfingen besuchen, das müsse nicht sein.

Überraschend treffe ich in Bamberg auf den Neu-Ulmer Lyriker Jörg Neugebauer, der schon ein Mal so nett war, einen Auftritt von mir im Hoffmann Keller zu besuchen; der auch die Tagung besucht (untergebracht in einem viel, viel teureren Hotel wie ich!) und mit dem ich in einer hübschen Stadt einige sehr angenehme, ergiebige Gespräche führe.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Lieber Martin, bin durch Elvira (www.wortkunstlauf.de) auf deinen Eintrag aufmerksam gemacht worden und werde deine schöne Seite mal auf meiner verlinken.

"Was aber jener tuet, der Strom,/ weiß niemand."

Herzliche Grüße vom Ister und bis zum nächsten "überraschenden" Wiedersehen.

Jörg